Geschichte der DAV Sektion Rosenheim

 

Die Gründerjahre

Die DAV-Sektion Rosenheim wurde 1877 gegründet. Sie trat am 1.1.1878 mit 56 Mitgliedern dem D.u.Oe. A.V. bei. Ziel des neugegründeten Vereins war es, seinen Mitgliedern die Bergwelt in Wort und Schrift näherzubringen. Eine Vereinsbibliothek enthielt alpines Schrifttum sowie Führer- und Kartenwerke, die im Handel oft nicht erhältlich waren. In den monatlichen Versammlungen hielten Mitglieder Vorträge über ausgeführte Bergfahrten oder allgemeine alpine Themen.

Darüberhinaus bestand ein weiterer Vereinszweck darin, "die Bereisung der Alpen zu erleichtern", was vorrangig das Anlegen, Markieren und Instandhalten von Wegen betraf und auch heute noch betrifft. Das Arbeitsgebiet der Sektion Rosenheim erstreckt sich seit den Gründungsjahren von Aschau bis Bayerischzell und nach Süden bis an die Tiroler Landesgrenze.

Weit über 100 km Wege und Steige wurden noch vor der Jahrhundertwende mit den Mitteln der Rosenheimer Sektion gebaut. Meist erledigten die Arbeit die Bauernburschen aus den Talorten, die sich damit ein paar Mark hinzuverdienten.

Die logische Weiterentwicklung dieses Vereinszwecks war die Errichtung von Bergsteigerstützpunkten. In Zeiten, als Berge wie die Hochries oder der Wendelstein noch zu Fuß vom letzten Bahnhof angegangen wurden, kam Unterkunftsmöglichkeiten in den Voralpen eine ganz andere Bedeutung zu als heutzutage.

Die Gründungsurkunde der Sektion

 

Die Hütten

Bevorzugtes Ziel der Rosenheimer für "ihre" Hütte war eigentlich der Wendelstein - allerdings war hier bereits die "Konkurrenz" aus München am Werk, so dass man sich nach einem anderen Standort umsah. Der Brünnstein sollte es sein - hoch über dem Inntal mit Blick auf den Wilden Kaiser. Hier entstand 1894 die erste Rosenheimer Alpenvereinshütte.

Das eigentliche Rosenheimer Tourengebiet ist jedoch die Hochries - und auch dort wurde die Sektion baulich tätig. 1914 konnte am Gipfel die Rosenheimer Skihütte eröffnet werden, nachdem vorher in der mittleren Hütte der Seitenalmen, Rosenheimer Hütte - seit 1903 Eigentum der Sektion - nur Unterkunftsmöglichkeit bestand.

Schihütte 1914

 

Die Zeit zwischen den Weltkriegen.

Nachdem die wichtigsten Infrastrukturmaßnahmen abgeschlossen waren gewann das eigentliche Bergsteigen für die Vereinsmitglieder immer mehr Bedeutung. Während vor allem im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts das stille Genießen der alpinen Natur bei den Sektionsmitgliedern im Vordergrund stand, rückte ab den 20er Jahren vermehrt der sportliche Aspekt in den Mittelpunkt. Für die Vereinsführung hingegen standen anderweitige Probleme an - beispielsweise die dringend notwendige Vergrößerung der oft weit über der Kapazitätsgrenze belegten Skihütte auf der Hochries. Die teuren Baumassnahmen und schwindende Mitgliederzahlen sorgten für finanzielle Engpässe, bevor der 2.Weltkrieg das Bergsteigen vorerst beendete und in allen Bereichen für eine Zäsur sorgte.

 

Hochrieshütte 1933 - 1980
Hochrieshütte 1933

Hochrieshütte 1933 - 1980
Hochrieshütte Heute

 

Vom Hüttenverein zum Bergsteigerverein

Seit den 50er Jahren verzeichnete die Sektion Rosenheim - einen stetigen Mitgliederzuwachs. Die Vereinsfahrten wurden zunehmend Mittelpunkt des Sektionsgeschehens. Die Tourengruppe unter der Leitung von Heinz Heidenreich und Peter Keill wurde eine Institution und nicht wenige Touren waren regelrechte Massenveranstaltungen. Nach mehreren Jahren kamen allerdings weitere Tourenleiter hinzu und das Tourenprogramm wurde breiter und die Teilnehmerzahlen insbesondere bei den anspruchsvolleren Unternehmungen glichen sich wieder einem vernünftigen Maß an. Der Hüttenverein war zum Bergsteigerverein geworden - wenngleich die Hütten auch weiterhin ihren Tribut in Form aufwändigen Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen forderten.

Die Sektionslegende Heinz Heidenreich

 

Die DAV-Sektion Rosenheim besitzt eine eigene Indoor-Kletteranlage

Naturschutz, Jugend und Kletterhalle

Neben dem Tourenwesen kristallisierten sich weitere Schwerpunkte des "neuen Vereins" heraus. Insbesondere die Förderung der Jugend, wo eine aktive Jugendarbeit in mehreren Jugendgruppen eine solide Basis für die Zukunft schuf und auch weiterhin schaffen wird war der Sektion ein vorrangiges Ziel. Ebenfalls zukunftsorientiert ist die Betonung des Umweltschutzgedankens, der in den 90er Jahren vor allem von Werner Karl (dem einstigen Begründer der Rosenheimer Jugendarbeit nach dem Krieg) vertreten und verkörpert wurde.

Mit Aufkommen des Sportkletterns stieg auch die Zahl der Kletterer in der Sektion und insbesondere aus der Sektionsjugend kam vermehrt die Forderung nach einer wetterunabhängigen Trainingsmöglichkeit. Im Jahre 1996 konnte die neue Anlage in der Pürstlingstraße in Betrieb genommen werden. Seither hat sich die Nutzung dieser Anlage sehr positiv entwickelt, die Kapazitätsgrenze ist aber mittlerweile erreicht so dass sich die Sektion bereits einer neuen Herausforderung gegenübersieht.

Die jüngste Errungenschaft der Sektion ist eine Geschäftsstelle in eigenen Räumen in der Von-der-Tann-Strasse. Der seit Jahren anhaltende Mitgliederzuwachs auf mittlerweile über 6200 Mitgliedern brachte zunehmend mehr Verwaltungsarbeit mit sich, die diese Einrichtung notwendig machte.